Zschopau-Mulde-Fahrt

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Osterfahrt auf der Mulde (1962)

von Erika Eggert

Im vergangenen Jahr war die ganzen Ostertage über Regen. Wie wird es in diesem Jahr sein? Ostern fällt zwar etwas später, aber es ist noch recht kühl. Nach längerem Zureden der jüngeren Sportfreunde entschloß ich mich, an der Fahrt teilzunehmen.

Der Gründonnerstag kam heran, und es ging per Bahn nach Waldheim. Wir waren zwei Einer und 20 Slalomboote. Schon die Zugfahrt begann mit Schwierigkeiten. Es fehlte ein Gepäckschein der Aufbewahrung. Wir sollten das Boot nicht bekommen. Nach vielen Tricks gelang es uns doch, daß alle im Zug waren und nach Waldheim fuhren. In Waldheim passierte die erste Panne: Wir hatten wohl Quartier bestellt, aber wo es lag, wußte keiner. Na erst einmal heraus aus dem Zug mit dem vielen Gepäck. Wir wußten ja, es wird mit dem Auto transportiert und deshalb hatte so mancher manches mitgenommen, was sonst daheim geblieben wäre. Wir trotteten dem Vordermann nach. Es ging ewig bergauf, der Weg wollte kein Ende nehmen. Wir sind am Donnerstag gefahren, um nicht zu spät ins Bett zu kommen und nicht schon um 5 Uhr aufstehen zu müssen - wir hatten in unserer Gruppe einige 14- und 15jährige Sportfreunde.

Nach innerlichem Fluchen und vielem Schweißvergießen landeten wir in der Jugendherberge auf dem Berge. Wir mußten das Gepäck im Freien lassen, da keine Unterstellmöglichkeiten vorhanden waren. Zum Glück regnete es nicht! Aber unser "Ausschlafen" war auch nicht der Rede wert - ab halb 5 Uhr dudelte das Radio, und keiner konnte länger schlafen, also aufstehen und nach einem kurzen Imbiß mit dem ganzen Gepäck wieder bergab, denn es wußte niemand, ob noch ein Fahrzeug nach oben kommen würde.

Wir suchten die günstigste Aufbaumöglichkeit. Einige bauten am Wehr auf, einige unterhalb desselben. Wir zogen nach unten, was uns zum Nachteil war. Wir bekamen den traditionellen Osterregen ab. Als wir mit dem Aufbauen fertig waren, wurde das Wetter schön und hielt sich die ganze Fahrt über.

Ich will nicht die ganze Fahrt schildern, sondern nur eine kleine Begebenheit, wie man es nicht machen sollte.

Es hörte auf zu regnen und so ging der Start planmäßig um 10 Uhr ab Waldheim. Wir mußten oft umtragen und fuhren am ersten Tag bei herrlichem Wetter bis Leisnig. Dort hatten wir viel Zeit zur Stadtbesichtigung und am anderen Tag noch zum Einkaufen. Gegen 10 Uhr oder gar noch später ging am Ostersamstag die Fahrt weiter bis Grimma, eine herrliche Fahrt mit einigen Wehren. Da wir viele Zweier waren, mußte ich viel mit umtragen, was für eine Frau sehr anstrengend war. Wir waren bald in Grimma, d. h. die Fahrt war so abwechslungsreich, daß sie uns sehr kurz vorkam. In Grimma trainierten die Slaomfahrer. Wir schauten zu, mein Mann half Zweiern anderer Sektionen umtragen.
Nachdem wir wohl eine Stunde Rast gemacht hatten, begaben wir uns in unser Boot und wollten zum Quartier fahren. Wir machten unser Boot vom Ufer los, um zu starten. Das Wasser war noch recht kalt und so hatten wir wie viele andere auch Gummistiefel angezogen; so merkte man die Kälte nicht zu sehr. Als wir lospaddeln wollten, kamen wir nicht vom Ufer weg, es hatte sich ein anderes Boot an unserem Steuer festgemacht, was wir nicht gesehen hatten. Man befreite uns zwar sehr schnell, aber die Strömung des Wehres hatte uns schon näher zum Wehr gezogen. Ängstlich wie wir waren, hielten wir uns statt kräftig zu paddeln am Ufer fest.
Ehe wir uns versahen, lagen wir schon im Bach. Schon waren wir im Strudel und machten einige Male die Walze schwimmenderweise durch. Ich wäre vielleicht wesentlich schneller ans Ufer gekommen, wenn ich nicht die Gummistiefel angehabt hätte; sie bedeuteten ein großes Hindernis beim Schwimmen. Mein Mann hatte dafür viel zu große an, so daß er sie gleich ausziehen konnte. Nachdem unser ungewolltes Bad beendet war, kamen wir durchnäßt ans Ufer.
Die anderen Sportfreunde hatten schon berechtigterweise große Angst. Aber es wurde alles wieder ans Ufer gespült, unserem Pax-Zweier hatte es nichts geschadet. Unsere Habseligkeiten wurden auch alle angespült, einziger Verlust waren nur ein Paar Gummistiefel und ein Kopftuch.

Ich habe mich dann nach dem Umziehen wieder in unser Boot gesetzt und die Fahrt bis zum Ende mitgemacht.

Eine Lehre hat es aber eingebracht: Gummistiefel gehören nicht zum Faltbootfahren. Ferner fahre ich Wildwasser ähnliche Flüsse nur im Einer.

Ich freue mich schon auf die kommende Zschopau-Mulde-Fahrt!

Wie uns der Sportfreund Rudolf Raab, Wolfen, mitteilte, lagen am 28.02.1963 bereits über 200 Meldungen vor.

Wir sind überzeugt, daß auch die Osterfahrt 1963 wieder ein voller Erfolg werden wird, und wünschen allen Teilnehmern neue schöne Eindrücke und eine gute Fahrt.

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